Pressestimmen zu meinen Arbeiten

Doch sie beläßt es nicht bei liebevollen Verweisen auf ein weiblich dominiertes Kulturerbe. Mit Nadel, Faden und Klebstoff wird sie aktiv, um der Hausfrau Individualität und Wärme in den Alltag zurückzugeben. Das dreckige Waschbecken wird durch einen Überzieher aus Satin und Litzen vor den Blicken der Nachbarin geschützt, der Staubsauger bekommt einen Pelzbezug verpasst, und die Milchtüte im getigerten Etui verleiht dem Frühstück danach den nächtens vermißten Hauch Verruchtheit. Wenn sich jedoch Männer den Schoner aneignen, gerät das System aus den Fugen. Vom Ärmelschoner ist es nur ein kleiner Schritt zur Regenhaut für Panzer. Und bekanntlich lauert ohne Überzug sogar im Intimsten die tödliche Gefahr.Mit dem paßgerechten Schonbezug- spitzenbesetzt Rosa- für die bereits von der Kulturverwaltung zum Kulurcenter umgeschonten Fäkalienpumpe zeigt uns die Künstlerin die Dialektik der Bezüge: Schutz durch Tarnung. Der Trend geht zum Ganzkörperkondom. Mit diesem sensiblen Eingriff gelingt ihr ein geschmackvoller und zugleich aufklärerischer Beitrag zur weiblichen Wiederaneignung der schonungslosen Verkleidung.

Zur Ausstellung zum Thema der Reichstagsverhüllung von Christo „ Jesses Christo“ in der Galerie am Chamissoplatz im Juni 1995
am 20.6.95 in der TAZ Tageszeitung Berlin:

Schöne Schoner und andere Dinge
von Jörg Häntzschel

…Noch schöner sind die Schoner von Nina Krüger-Schmale. Vom Staubsauger und der Milchtüte bis hin zu kompletten Dinnergesellschaften verschwindet alles unter funktionalen Hüllen, Hauben und Bezügen, zur „Schonung in einer schonungslosen Welt“. Im „Heidelberger Krug“, Nachbar der Galerie werden die Schoner über die Spiegel, Zapfhahn, Garderobenhaken und Waschbecken in der Praxis getestet. Die meisten der ironischen Antworten ( von anderen Künstlern) wirken allerdings reichlich bemüht…….

Und am 10.6.1995 in Der Tagesspiegel

Berliner Tageszeitung

Prinzip Ärmelschoner
von Andreas Conrad:

…Mehr zu sehen gab es im Heidelberger Krug. Wenn die Wissenschaft später einmal die Frage nach Künstlern stellt, die von Christo geistig befruchtet wurden: Nina Krüger-Schmale mit ihrem „Prinzip Schonung“ wäre dabei. Vorbei die Zeiten bekleckerter Tischdecken und Jacken. Die Hausfrauenlösung im Geiste Christos liegt in der Vereinigung dieser Komponenten, eine Runddecke, die in sechs Überziehern mündet, halb Lätzchen, halb Ärmelschoner, Teil einer ganzen Kollektion von Verpackungen. Da gibt es bommelbesetzte Flaschen ( objets trouves : Nina), entfernt an die Strickmützen für Klopapierrollen erinnernd,Fellfolien für Kleiderhaken und Sahnetorten, verpackte Bären als Tresenhänger, und auch ein endlos ragendes Kleidungsstück für die intime Körperregion ist dabei, womit wir wieder bei Christos Eiffelturm-Idee wären.
„Das Projekt sprengte den Galerierahmen“, erläutert Chamisso-Galerist Werner Tammen das Hinüberwuchern zum Heidelberger Krug,….

Und im Zitty-Heft 12/95
Stadtmagazin

Verpackter Kohl
von Lutz Göllner:

… Dabei fing alles so harmlos an, als Christo 1958 einige Flaschen und Dosen verpackte ( um sie vielleicht zu einer Künstlerfete mitzunehmen?). Dann müßte Christo eigentlich auch mit einer anderen Aktion der Kreuzberger einverstanden sein: der Verhüllung des „Heidelberger Krugs“von innen. Seit Wochen schon näht und schneidert die HdK-Absolventin Nina Krüger-Schmale, die übrigens- darauf legt sie Wert-zu der Generation gehört, die noch Handarbeiten als Schulfach hatte, an diversen Schonern und Bezügen, die in der Kneipe zum Einsatz kommen sollen. Mit dabei: Tischbeinschoner, die mit Strapsen am Tisch befestigt werden können, ein Zapfhahnschoner und ein Schonbezug aus Leopardenfellimitation für einen Tetrapack Milch(„eine clevere Idee“).
„Schonen kommt ja von schön“, erklärt Krüger-Schmale,“mit meinen Schonbezügen verschönere ich die zu schonenden Gegenstände auch.“ So werden die schweren, goldgeränderten Spiegel des „Krugs“ mit Tüllschonern versehen, eine Maßnahme, die nicht nur die Objekte verschönern soll, sondern auch die Subjekte,die durch sie hindurchschauen
( Und das Gewebe schützt vor Fligendreck. Hier spricht Nina, die Hausfrau.).
„Ich versehe diese Dingemit einer Hülle“, so Krüger-Schmale weiter,“ ich benutze die Textilobjekte, um etwas anders zu zeigen, um auf die Schönheit, aber auch auf die Erotik eines Gegenstandes aufmerksam zu machen“…

Zur Ausstellung „ Ich bin ein Berliner“ der JUST ART GALERIE im Berliner Kulturforum
vom 3.8.-31.8.1997

im Tip- Stadtmagazin Nr. 16/97

Neue Heimat Berlin
von Qpferdach

… In ihre Mitte ( auf dem Gruppenfoto Anmerk. Nina) genommen haben die Künstler ernsthaft und zugleich ironisch die typischte Berlinerin der vergangenen West-Berliner Zeiten,die im Schoner aus Leopardenfell steckende „Wilmersdorfer Witwe“. Die Künstlerin Katharina ( Nina) Krüger(-Schmale) kann auf einen ausführlichen Briefwechsel verweisen, den sie zur 750-Jahrfeier mit den damals zuständigen Senatorstellen führte. Sie wollte den von Renee Sintenis geschaffenen Berliner Bären, der in Drewitz auf dem Autobahnmittelstreifen die erschöpften Transitreisenden begrüßte, mit einem Schoner vor allen Unbillen symbolisch schützen. Nun hat sie die Wilmersdorfer Witwe zum schützenswerten, hoffentlich nicht ganz aussterbenden Merkmal Berliner Lebens erhoben. Die alte Dame sitzt so repräsentativ für das Ziel jedes Berliners, der noch Rente verbrauchen kann. Er oder sie .wollen auf die Jugend schimpfen, ihre Ruhe haben und absolut mondän sein…

Beagles,Blutlachen,Berlin
von Kerstin Ullrich:

…Doch neben der täglichen Berliner Dosis an Horror-Meldungen gibt es glücklicherweise auch noch den schrägen Berliner Urtyp, der die verblaßte Glorie der Stadt entschlossen und treuherzig gegen alle Anfeindungen verteidigt. Nina Krüger-Schmale hat ihn entdeckt.“Immer wieder sah ich in der Stadt gebrechliche alte Damen in Regenmänteln mit Raubtieraufdruck.“ Der Widerspruch in der Botschaft des Materials brachte die Künstlerin mit einer bekennenden Fixierung auf Schonbezüge ins Grübeln. „Erstens:
Raubtiermuster vermittelt Felloptik auf Nylonregenmantelstoff. Zweitens: Raubtiermuster vermittelt ungebändigte Wildheit auf gebrechlicher Oma. Es bleibt die Frage: Warum liebt Oma diesen Stoff?“
Also schuf Nina Krüger-Schmale die „Wilmersdorfer Witwe“. Sie sitzt komplett mit Hut und Handtasche in Leopardenfell gehüllt auf einer Parkbank. Und da enthüllt sich, warum Oma diesen Stoff so liebt: Die alte Dame wird sich gleich erheben,in der Art einer fauchenden Löwin laut krakeelende türkische Kinder mit ihrem Stock von der Wiese vertreiben und anschließend mit raubtierähnlichem Appetit ein großes Stück Torte in einem Zehlendorfer Ausflugslokal verspeisen…

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